BIM GmbH unterstützt Technikunterricht an der Blumensteinschule Wildeck-Obersuhl
Emma und Franka sind begeistert. Die Beleuchtung an ihrem Holzturm funktioniert, auch wenn der noch auf etwas wackeligen Füßen steht. „Wir müssen noch ein bisschen was für die Stabilität tun…“ Sagen’s und sägen derweil schon das Holz für die zusätzlichen Verstrebungen und einen besseren Stand zu. Viel weiter kommen sie in dieser Unterrichtsstunde nicht und müssen ihre Arbeit bis zur kommenden Woche ruhen lassen. Die Klasse 6c der Blumensteinschule Wildeck-Obersuhl (BSO) packt ihre „KiTec“-Technikkisten für diese Woche zusammen.
KiTec steht für Kinder entdecken Technik. Dass alle Schüler der Klassen 5 und 6 überhaupt mit einem solchen KiTec-Material- und Werkzeugsatz arbeiten können, hat die Schule unter anderem drei Kooperationspartnern zu verdanken – der BIM Textil Mietservice Betriebshygiene GmbH, der K+S KALI GmbH und der Sparkasse Hersfeld-Rotenburg. Die Unternehmen sind mit 1500 Euro eingesprungen; „ganz unbürokratisch“, wie BSO-Schulleiterin Doritha Rudschewski mit einem besonderen Dankeschön betonte. Sie hatte BIM-Geschäftsführer Martin Wagner, K+S-Ausbildungsleiterin Kerstin Staudtmeister (Werk Werra) und Oliver Wöll, Leiter des Geschäftsstellenbereiches der Sparkasse, Anfang der Woche eingeladen, selbst mitzuerleben, wie mit Hilfe der KiTec-Kisten praxisorientierter Unterricht umgesetzt wird, in dem die Schüler zu einer vorgegebenen Problemstellung eine kreative Lösung finden und realisieren müssen.
Ursprünglich hatte die Schule fünf Kästen als Auszeichnung für ihr Engagement als „Starke Schule“ erhalten. „Wir wollten nicht, dass nur wenige Schüler damit praktisch arbeiten können, während ihnen die Klassenkameraden dabei nur über die Schulter schauen“, berichtet die Schulleiterin rückblickend. Aus diesem Grund bat sie bei den Kooperationspartnern der Schule um Unterstützung, die auch prompt kam. Jetzt verfügt die Schule über 15 KiTec-Werkzeugsätze, so dass immer Zweierteams damit arbeiten können.
„Das ist für uns ein wichtiger Meilenstein. Wir können so auch unser Profil stärken, hin zu einer MINT-freundlichen Schule“, macht Doritha Rudschewski deutlich. Umgesetzt wird das Konzept im Rahmen des EMILIA-Projektes zum selbstorganisierten Lernen, zunächst in den Klassenstufen 5 und 6 mit insgesamt 20 Stunden. In einem einführenden Elternabend konnten sich bereits die Eltern von den Inhalten überzeugen.
„Für uns als Unternehmen und langjährigen Kooperationspartner war es keine Frage, die Blumensteinschule dabei zu unterstützen, dass sie den Praxisanteil im Unterricht erhöhen kann“, machte Martin Wagner, der Geschäftsführer der BIM Textil Mietservice Betriebshygiene GmbH deutlich. „Für unsere gewerblich-technischen Ausbildungsberufe suchen wir in jedem Jahr qualifizierte Bewerber, die eben genau diese Kompetenzen besitzen, die mit einem solch praktisch ausgerichteten Unterricht gefördert werden; junge Leute, die selbstständig arbeiten können, aber auch im Team, die kreativ sind, vernetzt denken und Probleme lösen können.“
Das experimentelle Arbeiten ist ein Weg dorthin. Für Emma und Franka sind diese Unterrichtsstunden einfach nur „cool“, aber irgendwie auch viel zu kurz. „Wir würden gern noch viel länger daran arbeiten. Zu Hause haben wir ja nicht die Möglichkeiten, so etwas Technisches zu machen“, spricht Franka eine Tatsache an, die sicher für viele Kinder zutrifft. Und wie ist das mit Mädchen und Technik? „Das ist doch völlig egal, ob Mädchen oder Junge“, kontert Emma: „Du musst nur kreativ sein und dir was einfallen lassen.“
Was für die Mädchen und ihre Klassenkameraden im Moment cool ist und viel Entdeckerfreude weckt, hat für Artur Audt, Fachsprecher Physik/Naturwissenschaften an der BSO, natürlich noch einen ganz anderen Anspruch. „Hinter dem Technikkasten steckt für uns ein Angebot an naturwissenschaftlich-technischem Unterricht, das wir so in Klasse 5 und 6 ansonsten nicht in unserer Stundentafel haben. Physik und Naturwissenschaften beginnen für die Schüler erst in Klasse 7.“ So wurde aus den Technikkästen ein klares Konzept und für den KiTec-Unterricht zudem ein eigener Raum hergerichtet.
Und es geht um mehr.
Den Einstieg machte eine Geschichte: Die Kinder befinden sich auf einer einsamen Insel. Um sich vorbeifahrenden Schiffen bemerkbar zu machen, sollen Sie einen Turm bauen und beleuchten. „Damit haben wir die Kreativität angeregt und gleichzeitig lösungsorientiertes Handeln ausgelöst, ohne den Schülern weitere Vorgaben zu machen“, erklärt Artur Audt die Herangehensweise. Die betreuenden Lehrer - für die diese Art Unterricht auch Neuland ist - beantworten während der Stunden lediglich die Fragen der Teams und geben Anregungen über Denkanstöße. „Der positive Effekt dieser Unterrichtsform ist, dass sich die Schüler immer wieder fragen müssen: Warum bauen wir das so? Was steckt für eine Technik dahinter? Aber auch: Warum funktioniert etwas nicht? Was müssen wir verändern?“ Sie gehen Problemen auf den Grund und finden eine Lösung - ihre Lösung. Deshalb sehen die Holztürme auf allen Bauplätzen etwas anders aus, obgleich sie einmal alle den gleichen Zweck erfüllen werden.
Und es gibt noch eine finale Arbeitsaufgabe, mit der die Schüler wieder ganz andere Kompetenzen stärken können. Jedes Team muss seinen Signalturm präsentieren und darüber berichten, zu welchem Know-how es gefunden hat, aber auch darüber, was nicht geklappt hat.
Franka und Emma haben ihre „Lektion“ für diese KiTec-Stunde immerhin gelernt: „Wir hätten schon am Anfang in die Forschermappe schauen sollen. Da stehen viele Tipps drin. Dann hätten wir unser Gerüst gleich stabiler gebaut. Das haben die Jungs besser gemacht. Da waren sie einfach cleverer...“
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Eine Spende von 500 Euro half mit, den naturwissenschaftlich-praktischen Unterricht in den Klassen 5 und 6 an der Blumensteinschule Obersuhl zu ermöglichen: Martin Wagner, Geschäftsführer der BIM Textil Mietservice Betriebshygiene GmbH, Artur Audt, Fachsprecher Physik und Naturwissenschaften, sowie Schulleiterin Doritha Rudschewski.
„Hinter dem Technikkasten steckt für uns ein Angebot an naturwissenschaftlich-technischem Unterricht, das wir so in Klasse 5 und 6 ansonsten nicht in unserer Stundentafel haben“, erklärte Artur Audt (2.v.l.), Fachsprecher Physik und Naturwissenschaften, den Gästen: Kerstin Staudtmeister, Ausbildungsleiterin K+S KALI GmbH (Werk Werra), Schulleiterin Doritha Rudschewski, Martin Wagner, Geschäftsführer der BIM Textil Mietservice Betriebshygiene GmbH, Oliver Wöll, Leiter Geschäftsstellenbereich Nord-Ost der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg sowie die Schülerinnen, Franka Heuperman und Emma Schulz.
Bilder: Constanze Koch